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Gedenkort Wasserburger Opfer

Auslober
Stadt Wasserburg am Inn

 

Projektzeitraum
2019

 

Wettbewerb
3. Rang

 

Projektbeteiligte
Heiko Hünnerkopf

 

Leistungsumfang
Konzeption, Gestaltung, Kostenkalkulation, Entwurfsplanung

 

Realisierungsumfang
Modellbau, Präsentation

DIE ENTFALLENEN
Der Gedenkprozess, die „vergessenen“ Wasserburger Opfer sichtbar zu machen, ist eine positive Entwicklung der Vergangenheitbewältigung bzw. deren Aufarbeitung. Der Anspruch an das Denkmal soll allen Opfergrup- pen gerecht werden, nicht nur den Todesopfern der NS-Euthanasie, von Zwangsarbeit, Kriegsopfern etc. son- dern auch „denjenigen, denen körperliches und seelisches Leid zugefügt wurde und die in irgendeiner Form staatlichem/parteilichem Zwang ausgesetzt waren, inhaftiert wurden, ein Amt nicht mehr ausüben konnten oder individuell unter dem Regime gelitten haben.“ Weiterhin besteht der Anspruch an das Denkmal, das städtebauliche Sanierungsprojekt „Heisererplatz“ zu berücksichtigen, um auf dem Platz eine eigene Wirkung zu entfalten. Den komplexen Anforderungen kann ein Denkmal nicht gerecht werden, aber ein Gedenkort.

Der Gedenkort bildet einen Raum aus, eine enge, begrenzte Situation. Er ahmt den Raum nach, den die größ- te Opfergruppe, die der NS-Euthanasie zum letzten mal sahen… „In der Regel waren es 30-60 Menschen, die in die Gaskammer gebracht wurden; bei größeren Transporten wurden allerdings noch mehr in den kleinen Raum gepfercht.“* (*Die Tötungsanstalt Hartheim 1940–1945, S.83, Brigitte Kepplinger). Weiterhin steht der Raum des Gedenkortes für die räumliche Trennung und die begrenzten Lebensverhältnisse der Zwangsarbeiter, die fern der Heimat unfreiwillig nach Wasserburg gebracht wurden. Aber auch für Räume in denen Menschen körperliches und seelisches Leid zugefügt wurde, wie in den Amtsstuben, Gefängnissen und Lagern. Er verweist auch auf das begrenzte Weltbild und die beschränkte Perspektive im 3. Reich.

An der Frontseite des Gedenkorts befindet sich mittig eine Öffnung, ein Einschnitt. Dies symbolisiert einerseits den Bruch im Lebensweg der Opfer, deren Ermorderung, deren Verzweiflung über die Lebenswirklichkeit und die fortwährende Erinnerung an das zugefügte Leid in der NS-Zeit. Die Öffnung gewährt einen Einblick in das Innere des Gedenkorts, der Blick fällt auf eine Wandfläche aus Namen.
Das Innere des Gedenkorts ist mit spiegelpolierten VA-Blechen ausgekleidet. Auf einer Seite befinden sich 13 Tafeln mit den Namen der Opfer, gegliedert nach Opfergruppen. Die beiden gegenüber liegenden Spiegelflächen erzeugen eine Unendlichkeitsspiegelung, mit denen der Betrachter beim Betreten des Orts interagiert. Er wird mit den Opfern ein Teil des Gedenkorts. Die unendliche Spiegelung steht für die ewige Erinnerung, das „Nie vergessen“ der bis dahin Entfallenen.

Die Lage des Gedenkorts stellt bewußt eine Blickachsenbeziehung zu den beiden Kriegerdenkmälern her, denn gerade Kriege bedeuten Gewalt, Verrohung, gesellschaftliche Umbrüche hin zur Diktatur, wie wir aus der Vergangenheit schmerzhaft erfahren haben. Ohne diesen Kontext müßten wir den Entfallenen nicht gedenken.

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