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Gedenkinstallation im Schülerpark Marburg

Auftraggeber
Fachdienst Kultur, Magistrat der
Universitätsstadt Marburg

 

Projektzeitraum
2018 – 2020

 

Kunstwettbewerb
1. Rang

 

Projektbeteiligte
Heiko Hünnerkopf,
Hußenöder Ingenieure

 

Leistungsumfang
Konzeption, Gestaltung,
Projektmanagement, Entwurfsplanung,
Ausführungsplanung, Ausschreibung,
Produktionsbetreuung, Bauleitung

 

Realisierungsumfang
Gedenkinstallation

Das Jäger-Bataillon Nr. 11 „Marburger Jäger“ bestand im wesentlichen aus Freiwilligen, Marburger Bürgern und Studenten der Universitätsstadt, die ihren freiwilligen einjährigen Dienst ableisteten. Die Garnison prägte rund fünf Jahrzehnte das gesellschaftliche Leben in Marburg und hinterließ räumliche Spuren in der Stadt.

Im aufkommenden Militarismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kam den Jägern ihre Rolle als Einheit zu, die für spezielle Einsätze und besondere Aufgaben auf dem Schlachtfeld vorgesehen war. Die Beteiligung der Marburger Jäger an Kriegsverbechen, Terror, Völkermord und Massenvergewaltigungen belegen zahlreiche Beispiele, während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71, der Kolonialkriege in China 1900/01 und in Südwestafrika 1904–1907, im Ersten Weltkrieg und während des Einsatzes in Königshütte 1919. Dabei fielen die Jäger durch ihre außerordentliche Gewaltbereitschaft und Grausamkeit auf.

Die zukünftige Gedenkinstallation blendet den Ort des „Heldengedenkens“ aus und steht in direkter Konfrontation vor dem Denkmal. Die halbkreisförmig angeordneten Winkelprofile gewähren nur bruchstückhafte Einblicke auf den Ort, je nach Blickwinkel mal offener, mal geschlossener. So wie die Opfer und deren Angehörige vor den Bruchstücken ihres Lebens stehen, so sieht der Betrachter lediglich Fragmente des Denkmals. Auf der Rückseite der Winkelprofile sind kleine Tafeln aus VA-Blech angebracht, die an die Opfer der Marburger Jäger erinnern und informieren. Der Titel der Installation „Verblendung“ nimmt zum einen bewußt Bezug auf den architektonischen Kontext als „Verkleidung, Abdeckung“. Zum anderen befasst er sich mit der Begrifflichkeit, der Unfähigkeit zu vernünftiger Überlegung, zu Einsicht, dem Verblendetsein. Die Folgen dieses „Kadavergehorsams“ sind uns hinreichend bekannt, so führten sie uns in zwei Weltkriege und eine NS-Diktatur.

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